Dataismus: Verstand und Bauchgefühl haben ausgedient
Wie uns ein neues Zeitalter beeinflussen wird − oder schon beeinflusst!
Im Lead vom Tagi-Mag-Artikel vom 3.12. steht: «Der Psychologe Michal Kosinski hat eine Methode entwickelt, um Menschen anhand ihres Verhaltens auf Facebook minutiös zu analysieren. Und verhalf so Donald Trump mit zum Sieg.»
Entscheiden künftig Algorithmen über unser Leben und über das, was auf dieser Welt läuft? Geht es nach den Menschen, die mit Hochdruck an Big Data arbeiten, stehen wir schon mitten drin: An personalisierte Werbung haben wir uns schon lange gewöhnt. Auf der Suche nach der grossen Liebe verlassen wir uns auf Partnerportale. Und bei medizinischen Entscheidungen stellen wir immer mehr auf das Ergebnis der Datenanalyse ab, wie Angelina Jolie es 2013 bereits vormachte. Jüngst werden wir davon überrascht, wie weit die Systeme schon entwickelt sind und welche weitreichenden Folgen für die Weltengemeinschaft daraus entstehen.
Dank den richtigen Algorithmen zum Sieg
Im «Das Magazin N°48» vom 3. Dezember 2016 schreiben Mikael Krogerus und Hannes Grassegger über Hintergrundinformationen, wie sie in einem spannenden Thriller stehen könnten: Da werden Datenmodelle erschaffen, die nach 68 Likes auf Facebook ein Persönlichkeitsprofil erstellen, mit dem gezielt gearbeitet wird. So zum Beispiel Trumps WahlhelferInnen: Sie konnten solche Informationen zum Beispiel vor den Wahlbesuchen in den Häusern der US-Bürgerinnen und -Bürger in Echtzeit abrufen. Und wussten dementsprechend ziemlich genau, wie sie die Überzeugungsarbeit gestalten sollten. Über die Social Medias wurde den Amerikanischen Stimmberechtigten zielgenau Propaganda serviert. Die feine Nuancierung mit 175'000 Text- und Bildvariationen − je nach Persönlichkeitsprofil − zeigt, wie wir in der Zwischenzeit wissen, mit Erfolg.
Es gibt Hoffnung
Im Schlusswort im NZZ-Artikel schreibt Yuval Noah Harari, der Professor für Geschichte an der Uni in Jersualem: «Falls Ihnen das nicht geheuer sein sollte und Sie sich dem Griff der Algorithmen entziehen möchten, gibt es vermutlich nur einen Ratschlag, den ältesten überhaupt: Erkenne dich selbst. Im Endeffekt geht es um nichts anderes als um Empirie. Solange Sie mehr über sich selber wissen als die Algorithmen, werden ihre eigenen Entscheidungen nach wie vor mehr Gewicht haben, und Sie werden mindestens teilweise Herr über sich selbst bleiben. Dass die Algorithmen anscheinend trotz allem kurz davor stehen, an die Macht zu gelangen, liegt vor allem daran, dass die meisten Menschen sich selber kaum kennen.»
Wie recht Harari hat: Wir sind deutlich aufgefordert in Bewegung zu kommen, Verantwortung zu übernehmen − Sie für sich und ich für mich!